Renate Welsh

"Wir kamen aus verschiedenen politischen Richtungen, aber uns einte das Bedürfnis, Kinderliteratur zu machen, die Mut macht und sagt: Ihr dürft so sein, wie ihr seid. Emanzipatorisch und ohne Zeigefinger."

(Renate Welsh über die Kinderliteratur-Gruppe der 1970er um Mira Lobe, Christine Nöstlinger, Renate Welsh, Ernst A. Ekker, Vera Ferra-Mikura, Lene Mayer-Skumanz, Friedl Hofbauer, Käthe Recheis und Franz Sales Sklenitzka.)

Renate Welsh wurde am 22. Dezember 1937 in Wien als Renate Redtenbacher geboren. Sie verbrachte ihre frühe Kindheit in der Diabelligasse 1 im dreizehnten Wiener Gemeindebezirk. Ihre Eltern waren der Arzt Norbert Redtenbacher und dessen Frau Elisabeth. Renate Welsh verlor früh ihre Mutter. Im Alter von 29 Jahren starb sie 1942 an einem Gehirntumor. Im Jahr darauf wurde Renate nach Aussee gebracht, wo sie bei der Familie ihrer Stiefmutter lebte. Im Herbst 1945 kehrte sie zum Vater nach Wien zurück. Mit 15 Jahren ging Renate Welsh als Austauschschülerin für ein Jahr nach Portland, Oregon, wo sie den High-School-Abschluss machte. Zurück in Wien legte sie die Reifeprüfung ab und studierte Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften. 1956 heiratete sie Christopher Norton Welsh, einen Schotten, der gerade in Wien studierte, und brach nach der Geburt des ersten von drei Söhnen das Studium ab, "weil ich dumm genug war zu glauben, dass ein Abschluss für eine Frau nicht so wichtig war". Sie arbeitete zunächst für das British Council in Wien und war als freie Übersetzerin tätig.

Ihr erstes Buch, "Der Enkel des Löwenjägers", erschien 1970, seit 1975 arbeitet sie als freie Schriftstellerin. Renate Welsh zählt neben Mira Lobe, Christine Nöstlinger und Käthe Recheis zu den wegweisenden österreichischen Stimmen der Kinder- und Jugendliteratur. Ihr vielfach ausgezeichnetes Werk besteht aus Bilderbüchern, fantastischen und realistischen Erzählungen, Gedichten und Romanen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, außerdem gibt sie Anthologien heraus und leitet Schreibwerkstätten. Seit 2006 amtiert Renate Welsh als Präsidentin der IG Autorinnen Autoren.

Welshs Werk basiert auf einem starken sozialkritischen Interesse. Außenseitertum, prekäre Familienkonstellationen und kulturelle Konflikte bestimmen das Leben vieler ihrer meist weiblichen Hauptfiguren. In dem Buch "Ülkü, das fremde Mädchen" (1973) wird der Schulalltag eines türkischen Migrantenkindes aus der Sicht einer Klassenkameradin geschildert. Auch knapp vier Jahrzehnte später richtet Welsh ihren Blick auf gesellschaftliche Problemfelder. "Dr. Chickensoup" (2011) zeigt die finanzielle Notsituation einer in der Großstadt lebenden alleinerziehenden Mutter und die Scham, die ihre Tochter über die Armut empfindet. Der thematischen Schwere der Geschichten steht ein humorvoller Schreibstil gegenüber, der besonders in den Kinderbüchern zum Tragen kommt, wie etwa in den Geschichten um den Vampir "Vamperl" (1979), der den Menschen die schlechte Laune aussaugt.

Welsh ist eine Meisterin des realistischen, psychologisch nuancierten Erzählens, mit dem sie die Genregrenzen der Kinder- und Jugendliteratur hin zur allgemeinen Belletristik überschreitet. Das zeigt sich exemplarisch an dem Roman "Johanna" (1979), der sich zu einem Klassiker der Jugendliteratur entwickelt hat. Das Werk wurde 2021 neu aufgelegt, als die Schriftstellerin mit "Die alte Johanna" (2021) eine viel beachtete Fortsetzung präsentierte. In ihren einfühlsamen Schilderungen geht es immer auch darum, historische Zusammenhänge und soziale Missstände sichtbar zu machen. Dabei schöpft sie gern aus dem Erfahrungsschatz ihrer eigenen Kindheit, die von schwierigen Familienverhältnissen und den Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg geprägt war. Mit "Kieselsteine. Geschichten einer Kindheit" legte sie 2019 einen autobiografischen Erzählband vor.

1992 wurde ihr der Professoren-Titel verliehen. Im Jahr 2000 heiratete Renate Welsh den Arzt Shiraz Rabady und heißt nun bürgerlich Welsh-Rabady.

Im Czernin-Verlag erschienen zuletzt 2023 "Ich ohne Worte" und 2025 "Ich fall mir selbst ins Wort".

Im Dezember 2025 wir die Ausnahme-Autorin 88 Jahre alt.

Ehrenmitglied Renate Welsh
Ehrenmitglied Renate Welsh
Renate Welsh lesend
Renate Welsh lesend

Einige Bücher von

Renate Welsh

Der Enkel des Löwenjägers. Innsbruck: Obelisk 1970

Ülkü, das fremde Mädchen. Erzählung und Dokumentation. Wien / München: Jugend und Volk 1973

Johanna. Wien / München: Jugend und Volk 1979

Das Vamperl. Berlin: Schaffstein 1979

Eine Hand zum Anfassen. Wien [u. a.]: Verlag Jungbrunnen 1985

Drachenflügel. Innsbruck: Obelisk 1988

In die Waagschale geworfen. Österreicher im Widerstand. Wien: Jugend und Volk 1988

Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau. Wien / München: Jugend und Volk 1990

Dieda oder Das fremde Kind. Innsbruck / Wien: Obelisk 2002

Liebe Schwester. Roman. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2003

Die schöne Aussicht. Roman. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2005

Großmutters Schuhe. Roman. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2008

Dr. Chickensoup. Wien: G&G 2011

Sarah spinnt Geschichten. Innsbruck: Obelisk 2014

Kieselsteine. Geschichten einer Kindheit. Wien: Czernin Verlag 2019

Johanna. Wien: Czernin Verlag 2021

Die alte Johanna. Wien: Czernin Verlag 2021

Ich ohne Worte. Wien: Czernin Verlag 2023

Ich fall mir selbst ins Wort. Wien: Czernin Verlag 2025

Renate Welsh Sessel
Renate Welsh Sessel
Renate Welsh 3
Renate Welsh 3

Johanna & Die alte Johanna

Der vielfach ausgezeichnete und geliebte Jugendbuch-Klassiker in neuer Auflage: Das Leben der Dirn Johanna ist auch ein Stück österreichischer Geschichte.

Die 13-jährige Johanna kommt voller Hoffnung auf eine Ausbildung in ein kleines niederösterreichisches Dorf. Doch dort angekommen, muss sie auf einem Bauernhof arbeiten, unentgeltlich und unter katastrophalen Bedingungen.

Johanna teilt das Schicksal vieler unehelicher Mädchen im Österreich der 1930er-Jahre, das geprägt ist durch Armut, politische

Unruhen und den aufkommenden Nationalsozialismus.

Renate Welsh erzählt einfühlsam und ergreifend über Johannas Leben und verknüpft es mit dem Schicksal einer ganzen Generation.

Die alte Johanna
Die alte Johanna

Mit »Die alte Johanna« ist Renate Welsh eine grandiose Fortsetzung ihres Jugendbuchklassikers »Johanna« gelungen, die das Leben einer bemerkenswert starken und mutigen Frau resümiert.

Die 13-jährige Johanna kommt voller Hoffnung auf eine Ausbildung in ein kleines niederösterreichisches Dorf. Doch dort angekommen, muss sie auf einem Bauernhof arbeiten, unentgeltlich und unter katastrophalen Bedingungen. Johanna teilt das Schicksal vieler unehelicher Mädchen im Österreich der 1930er-Jahre, das geprägt ist durch Armut, politische Unruhen und den aufkommenden Nationalsozialismus.

Jahrzehnte später muss Johanna einsehen, dass sie nicht mehr allein in dem Haus leben kann, in dem sie ihre acht Kinder großgezogen hat und in dem ihr Mann gestorben ist. Trotz der ewigen Geldknappheit, trotz der Vorurteile gegen das »rote Gesindel« am unteren Ende des Dorfes gelang es ihr, ihren eigenen Weg zu finden und ihre Familie zusammenzuhalten. Nun aber ist die Zeit gekommen, wo sie, die immer gegeben hat, auch nehmen lernen muss.

Renate Welsh erzählt einfühlsam und ergreifend über Johannas Leben und verknüpft es mit dem Schicksal einer ganzen Generation.

Das Vamperl

Das ultimative Kult-Kinderbuch, das jedes Kind und jeder Kinderbuchautor liebt – und der Beginn des Grusel-Genres im Kinderbuch.

»Nein, das gibt's nicht!«, sagt Frau Lizzi, als sie einen winzigkleinen Vampir in ihrer Wohnung entdeckt. Nach dem ersten Schrecken beschließt sie das Vamperl mit der Flasche aufzuziehen - mit Milch versteht sich, nicht etwa mit Blut.

So wächst der kleine Vampir heran und entwickelt ganz ungewöhnliche Eigenschaften: Wird nämlich ein Mensch zornig und böse, ist das Vamperl gleich zur Stelle. Es versetzt dem Wüterich einen Stich in die Galle und saugt das Gift aus ihr heraus!

Zu diesem Buch finden Sie Quizfragen auf antolin.de

Vamperl Band 2
Vamperl Band 2

Vamperl soll nicht alleine bleiben

Nein, ein Vamperl-Buch war nicht genug! Zumindest nicht für lesende Kinder und vorlesende Eltern im deutschsprachigen Raum.

In der Fortsetzung sucht Vamperl eine Vamperline! Doch das ist leichter gesagt als getan. Frau Lizzis Hilfsaktionen schlagen alle fehl. Und auch die Autorin, die die ganze Geschichte erfunden hat, weiß keinen Rat. Doch beim großen Luftballonsteigen auf der Donauinsel hat Frau Lizzi plötzlich eine Idee...

Die spannende Fortsetzungsgeschichte zu ›Das Vamperl‹!

Zu diesem Buch finden Sie Quizfragen auf antolin.de

Vamperl 3
Vamperl 3

Wiedersehen mit Vamperl

Nicht nur die Fans, auch sein Frauchen stellt sich die Frage: Wo um alles in der Welt steckt bloß ihr Vamperl? Frau Lizzy reist nach Transsilvanien, der Heimat der Vampire

Frau Lizzy hält es allein nicht mehr in Wien aus. Wo um alles in der Welt steckt bloß ihr Vamperl? Keine Nachricht, kein Brief, nichts! Da kommt Frau Lizzy auf eine geniale Idee: Sie wird nach Transsilvanien reisen, der Heimat der Vampire, da muss das Vamperl doch zu finden sein.

Eine abenteuerliche Fahrt beginnt.

Vamperl 4
Vamperl 4

Ohne Vamperl geht es nicht

In der langersehnten Fortsetzung lernen wir Vamperls Sohn Purzel kennen.

Wie der Vater so der Sohn? Schön wärs! Denn im Gegensatz zu Papa Vamperl hat sein Sohn Purzel nichts als Unsinn im Kopf. Und als Purzel auch noch beginnt, BLUTwurst zu essen, weiß Frau Lizzi nicht mehr weiter.

Keine Frage, Vamperl muss her, um seinem Sohn den Kopf wieder gerade zu rücken. Doch Vamperl weilt in Transsilvanien – und so kommt am Ende alles ganz anders als gedacht. Und da muss sich Frau Lizzi etwas einfallen lassen...